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Perspektiven der Behinderungsverarbeitung und Identitätsentwicklung im Lichte einer tiefenpsychologischen und ressourcenorientierten Sichtweise – dargestellt am Beispiel Sehschädigung

Erschienen am 01.09.2008
44,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783898068987
Sprache: Deutsch
Umfang: 355
Format (T/L/B): 21.0 x 14.0 cm

Beschreibung

Die Konfrontation mit einer Behinderung erschüttert das Identitätserleben und bisherige Lebensentwürfe eines Menschen. Die neue Situation seelisch zu verarbeiten und zu einem sinnerfüllten, befriedigenden Lebensentwurf (zurück) zu finden, stellt hohe Anforderungen an den Betroffenen, aber auch an seine Mitmenschen. In ihrer Dissertation vertieft Eva-Maria Glofke-Schulz die Einsichten ihres Buches »Löwin im Dschungel« und widmet sich insbesondere der Frage nach Gestaltungsspielräumen innerhalb einer Umwelt, die behinderten Menschen noch immer ambivalent begegnet und sie manchmal stigmatisiert. Weiterhin thematisiert sie bewusste und unbewusste Aspekte von Coping-, Reorganisations- und Individuationsprozessen, die Konstruktionsarbeit an einer balancierten, integrierten Identität sowie ein Verständnis von Behinderungsverarbeitung, Integration und Partizipation als komplementären Lernprozess. Erfolgreiche Krisenverarbeitung kann, entsprechende Bereitschaft vorausgesetzt, die Entwicklung der Persönlichkeit vorantreiben und einen dringend notwendigen kulturellen Wertewandel einleiten. Die Arbeit ist somit auch ein Plädoyer für aktives, kritisches Engagement aller Beteiligten.

Autorenportrait

Eva-Maria Glofke-Schulz ist Psychologische Psychotherapeutin. Studium der Psychologie und Philosophie in Heidelberg und Hamburg. Psychotherapeutische Weiterbildungen in Transaktionsanalyse, Psychoanalyse, Verhaltenstherapie. Langjährige Kliniktätigkeit in der stationären Psychiatrie und Psychosomatik, seit 1994 eigene Praxis in Rosenheim. Besondere Schwerpunkte: Psychosentherapie und Arbeit mit behinderten Menschen. EvaMaria GlofkeSchulz hat seit Geburt Retinopathia Pigmentosa und ist erblindet. Seit 25 Jahren ehrenamtliches Engagement. Diverse Fachartikel zum Thema Behinderung.

Inhalt

Inhalt Vorwort 1. Einführung und Begriffsbestimmungen 1.1 Fragestellungen und Thesen dieser Arbeit 1.2 Zu Wissenschaftsverständnis und Methodik 1.3 »Behinderung« - ein umstrittener Begriff 1.4 Die Begriffe »Sehbehinderung«, »Blindheit« und »Sehschädigung« 2. Der soziale und historische Kontext: Sehschädigung als Stigma 2.1 Goffmansche Stigma-Ansatz 2.1.1 Mögliche Funktionen von Stigmatisierung 2.1.2 Mögliche Ursachen von Stigmatisierung 2.2 Stereotyp, Vorurteil und Stigmatisierung 2.3 Das Blindheitsstereotyp 2.3.1 Das Blindheitsstereotyp in der Überlieferung 2.3.2 Das Blindheitsstereotyp im Spiegel empirischer Forschung 2.4 Symbolische Bedeutungen von Sehen und Blindheit 2.5 Die vielen Gesichter der Stigmatisierung und ihre Folgen 2.5.1 Vorbemerkung 2.5.2 Soziale Distanz Exkurs: Behinderte im Nationalsozialismus - und heute? 2.5.3 Mitleid Exkurs: Zur Psychodynamik des Mitleids 2.5.4 Interaktionsmuster in gemischten Kontakten 2.5.5 Langfristige Folgen für das stigmatisierte Individuum 3. Stigma und Identität: Der behinderte Mensch zwischen Konformität und Freiheit 3.1 Einleitung 3.2 Konformität und die Stigma-Identitäts-These 3.3 Identitätsstrategien und das Moment der Freiheit Exkurs: Menschenwürde - ein zwiespältiges Ideal 3.4 Fazit 4. Das stigmatisierte Individuum als Subjekt 4.1 Paradigmata der Behindertenforschung 4.2 Der Symbolische Interaktionismus und der »subjektive Faktor« 4.3 Beiträge der Entwicklungspsychologie 4.4 Die »relationale Wende« in der Psychoanalyse und das intersubjektive Paradigma 4.5 Folgerungen für das Verständnis von Stigma-Prozessen: Die gemischte Interaktion im »Möglichkeitsraum« 5. Noch einmal zum Thema Menschenbild: Selbstverwirklichungstendenz und Individuation 6. Einflüsse auf den Umgang mit einer (Seh-)Behinderung 6.1 Soziales und kulturelles Umfeld 6.2 Alter 6.3 Schichtzugehörigkeit, sozioökonomischer Status und Bildungsstand 6.5 Beruf 6.6 Art und Ausmaß der Sehschädigung 6.7 Erblindungsursache 6.8 Sonstiger Gesundheitszustand 6.9 Persönlichkeit 6.10 Zeitpunkt des Rehabilitationsbeginns 7. Die Auseinandersetzung mit einer Sehschädigung als Prozess der Krisenverarbeitung 7.1 Die Begriffe »Krise« »Trauma« 7.2 Was bewältigt werden muß: Trauma, Krisen, Belastungsfaktoren 7.2.1 Krisen des Sehverlusts 7.2.2 Andauernde Belastungsfaktoren 7.3 Phasenmodelle der Krisenverarbeitung 7.4 Depression - Trauer - Aufbrechende Emotionen? (Spiralphase 5) 7.5 Zum Akzeptanzbegriff (Spiralphase 6) 7.6 Facetten gelungener Krisenverarbeitung 8. Was hilft: Schutzfaktoren und Ressourcen 8.1 Das interne Belohnungs- bzw. Glückssystem 8.2 Ressourcenorientierung versus »Positives Denken« 8.3 Resilienz bzw. Schutzfaktoren 8.4 Schlußfolgerungen 9. Zur unbewußten Seite von Coping-Prozessen: Phantasien und Träume als innere Helfer bei der seelischen Verarbeitung der Sehschädigung 9.1 Die Kraft innerer Bilder als Gegengewicht zu aktiven Coping-Strategien 9.2 Traum und Problemlösen 9.3 Zum Traumerleben sehgeschädigter Menschen 9.4 Beispiele aus der Praxis 10. Reorganisation der Wahrnehmung 10.1 Neuronale Plastizität 10.2 Das Konstrukt der Kompensation 10.3 Neue Bewertung des Sehens 10.4 Veränderungen im Bereich des Sehens 10.5 Erweiterung der Erlebnismöglichkeiten anderer Sinnesmodalitäten 10.6 Veränderte Wahrnehmung und künstlerischer Selbstausdruck 11. Reorganisation von Einstellungen und Werten 12. Coping - und dann? Fragen zur Identitätsentwicklung 12.1 Einleitung 12.2 Identitätskonstruktion vor dem Hintergrund des gesellschaftlich-kulturellen Wandels der Spät- bzw. Postmoderne 12.3 Zur Frage der Kohärenz: Was bedeutet »integrierte Identität« heute? 12.4 Das Konzept der Polarität und seine Bedeutung für die Konstruktion von Kohärenz 12.5 Behinderungsrelevante Polaritäten 12.6 Schlußbemerkungen: Identität und Selbsttranszendenz 13. Zusammenfassung und Ausblick Literaturverzeichnis

Schlagzeile

Erfolgreiche Krisenverarbeitung kann, entsprechende Bereitschaft vorausgesetzt, die Entwicklung der Persönlichkeit vorantreiben und einen dringend notwendigen kulturellen Wertewandel einleiten.