Irmgard Keun 1905 /2005
Deutungen und Dokumente
Arend, Stefanie / Martin, Ariane / Delabar, Walter / Fleig, Anne / Helduser, Urte / Niefanger, Dirk
Erschienen am
10.01.2005, 1., Aufl.
Beschreibung
Irmgard Keun (1905-1982) ist längst keine vergessene Autorin mehr. Ihre literarischen Texte zwischen Avantgarde und Popularkultur zeichnen sich nicht nur durch stilistisch kunstvoll vermittelte Komik und genaue Beobachtungsgabe aus, sie sind nicht bloß satirisch oder zuweilen auch ernsthaft und im melodramatischen Gestus melancholisch. Sie erfassen vor allem plastisch Mentalitäten und Verhaltensweisen und sind damit von eigenwilliger zeitdiagnostischer Prägnanz. Der Band bietet Deutungen und Dokumente zum Werk der Weimarer Republik, zum Exilwerk und zum Werk der Nachkriegszeit dieser bedeutenden Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts. Er versammelt Beiträge zu allen Romanen, Interpretationen des erzählerischen Werks vom Romandebut Gilgi – eine von uns bis zur Nachkriegssatire Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen. Und er dokumentiert neben einem frühen Feuilletonessay der Autorin ausführlich die Erstrezeption in Deutschland bis 1933 und exemplarisch die Exilrezeption, er bietet Editionen von bisher unbekanntem oder nicht zuverlässig greifbarem Briefmaterial (Korrespondenzen mit Kurt Tucholsky, Hermann Kesten und Heinrich Mann) und eine Auswahlbibliographie.
Inhalt
Stefanie Arend (Erlangen) / Ariane Martin (Mainz): Vorwort
I. Das Werk der Weimarer Republik
Urte Helduser (Marburg): Sachlich, seicht, sentimental. Gefühlsdiskurs und Populärkultur in Irmgard Keuns Romanen Gilgi, eine von uns und Das kunstseidene Mädchen
Dirk Niefanger (Erlangen): Gilgi und Ginster. Irmgard Keuns Roman mit Kracauer gelesen
Anne Fleig (Hannover): Das Tagebuch als Glanz: Sehen und Schreiben in Irmgard Keuns Roman Das kunstseidene Mädchen
Dokumentation der Erstrezeption in Deutschland (1931-1933):
Das Romandebüt: Gilgi, eine von uns
Der zweite Roman: Das kunstseidene Mädchen
Die Diskussion im Vorwärts
Film, Roman und politische Auseinandersetzungen
Irmgard Keun und Kurt Tucholsky – und Robert Neumann. Vier Briefe (1932) und ein Rückblick (1966/68)
Frühe Feuilletons. Irmgard Keuns Essay System des Männerfangs (1932)
II. Das Exilwerk
Stephanie Waldow (Erlangen): Kindlicher Sprachgestus als sprachreflexive Erzählform: Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften gelesen mit Walter Benjamin
Doris Rosenstein (Köln): Bilder und Szenen aus dem ‚Dritten Reich‘. Zum Erzählkonzept des Romans Nach Mitternacht von Irmgard Keun
Bernhard Spies (Mainz): D-Zug dritter Klasse, oder: „[…] es ist das Recht des Unglücklichen, sich trösten zu lassen“
Walter Delabar (Hannover): Überleben in der kleinsten Größe, Einüben ins Weltbürgertum. Zur Perpetuierung des Exils in Irmgard Keuns Roman Kind aller Länder
Dokumentation der Rezeption in den Zeitschriften Das Wort und Internationale Literatur (1937-1939)
III. Das Werk der Nachkriegszeit
Thorsten Unger (Göttingen): Erinnerungsarbeit. Irmgard Keuns Bilder und Gedichte aus der Emigration
Gerhart Pickerodt (Marburg): Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen oder von der Schwierigkeit, einen Roman zu schreiben
Irmgard Keun an Hermann Kesten. Zehn Briefe (1946-1975)
Irmgard Keun an Heinrich Mann. Zwei Briefe (1947/48)
Erstausgaben der Werke Irmgard Keuns
Auswahlbibliographie
Namenregister