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Du hast das Leben vor dir

Roman

Roeber, Christoph
Erschienen am 21.02.2018, 4.Auflage 2020
30,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783858697615
Sprache: Deutsch
Umfang: 248
Format (T/L/B): 20.0 x 12.0 cm

Beschreibung

Sie kennen Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran? In Romain Garys Kultbuch gab er schon als Monsieur Hamil erfolgreich sein Debüt.

Autorenportrait

Romain Gary war Weltkriegspilot, Filmregisseur, Diplomat und Literat. 1914 als Roman Kacew in eine jüdische Familie in Wilna geboren, kam er 1928 nach Frankreich, 1938 zur französischen Luftwaffe, 1946 in den diplomatischen Dienst, wo er den Namen Romain Gary annahm. Er schrieb rund 30 Romane und hat fünf Pseudonyme benutzt. Als einziger Autor erhielt er zweimal den Prix Goncourt, 1956 für seinen Roman Die Wurzeln des Himmels,1975 unter dem Pseudonym Émile Ajar für Du hast das Leben vor dir. Romain Gary war mit der Nouvelle-Vague-Legende Jean Seberg verheiratet. Ein Jahr nach deren mysteriösem Tod nahm er sich 1980 das Leben.

Leseprobe

'Weißt du, was das ist, eine Hure?' 'Die schlagen sich mit ihrem Arsch durch.' 'Also ich frage mich, wo du so schauerliches Zeug herhast, aber du hast naturlich nicht ganz unrecht mit dem, was du sagst.' 'Sie auch, Madame Rosa? Haben Sie sich auch mit ihrem Arsch durchgebracht, als Sie jung und schön waren?' Sie lächelte, denn es freute sie zu hören, dass sie einst jung und schön war. 'Du bist ein guter Kleiner, Momo, aber jetzt sei still. Hilf mir. Ich bin alt und krank. Seit ich aus Auschwitz raus bin, hab ich nur Scherereien.' Sie war so traurig, dass gar nicht mehr zu sehn war, wie hässlich sie war. Ich hab ihr den Arm um den Hals gelegt und sie an mich gedruckt. Auf der Straße hieß es immer, sie ist eine herzlose Frau, und es stimmte, es kummerte sich halt niemand um ihr Herz. Sie hatte funfundsechzig Jahre lang ohne Herz durchgehalten und in manchen Momenten musste man ihr einfach verzeihen. Sie weinte so sehr, dass ich schiffen musste. 'Verzeihen Sie, Madame Rosa, aber ich muss mal schiffen.' Danach meinte ich zu ihr: 'Okay, Madame Rosa, ich hab verstanden, das mit meiner Mutter wird nichts, aber können wir dann nicht wenigstens einen Hund haben?' 'Wie bitte? Du glaubst, hier drin ist noch Platz fur einen Hund? Und wie futtere ich den? Wer bezahlt fur den am Monatsende?' Aber als ich einen grauen kraushaarigen Pudel im Hundezwinger in der Rue Calefeutre klaute und mit nach Hause brachte, da hat sie nichts gesagt. Ich bin rein in den Zwinger, hab gefragt, ob ich den mal streicheln darf, und als ich den Ich-weiß-wie-Blick aufgesetzt hab, hat die Besitzerin ihn mir gegeben. Ich hab ihn genommen und ein bisschen gestreichelt, und dann bin ich abgehauen, schneller als der Wind. Wenn ich was kann, dann ist es rennen. Ohne gehts nicht im Leben.