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Montaigne

Philosophie in Zeiten des Krieges

Erschienen am 26.01.2023
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783406797415
Sprache: Deutsch
Umfang: 330
Format (T/L/B): 21.0 x 13.0 cm

Beschreibung

Sich immer eine Hintertür offen halten, nie alles von sich preisgeben, die Dinge plötzlich von ganz anderer Seite betrachten: Volker Reinhardt erzählt das Leben des philosophischen Virtuosen Montaigne konsequent in seinem historischen Kontext, der Zeit der Bürgerkriege in Frankreich. So erhält der Parlamentsrat, Romreisende, Bürgermeister von Bordeaux und Kammeredelmann scharfe Konturen, und wir können den Philosophen in seinem Schlossturm, der mit souveräner Distanz auf sich und die Welt blickt, besser verstehen. Schloss Montaigne, auf dem Höhepunkt der Bürgerkriege: Es klopft. Ein Mann wurde überfallen und begehrt eilig Einlass. Nach und nach treffen seine Begleiter ein. Montaigne schöpft Verdacht: ein trickreicher Überfall! Doch er lässt alle gastfreundlich ein. Die Naivität des Schlossherrn erweicht schließlich den Anführer, der das Signal zum Abzug gibt. Der Krieg zwingt zu unkonventionellen Überlebensstrategien. Montaigne empfiehlt mit dieser Episode "Natürlichkeit" im Verhalten und zugleich kluge Verstellung. Das ist auch die Strategie seiner Essays: Ob er über Freundschaft und Ehe, gute Gespräche und Erziehung oder über seine Krankheiten, Spleens und Obsessionen schreibt, immer wirkt er ganz arglos und spielt doch mit seinen Lesern. Bisher wurde die Biographie Montaignes meist aus seinen verführerisch authentisch klingenden Schriften abgeleitet. Volker Reinhardt geht den umgekehrten Weg und macht von Montaignes Leben aus die Essays neu verständlich: als eine Überlebensphilosophie in Zeiten der Gewalt, die uns bis heute direkt anspricht.

Autorenportrait

Volker Reinhardt ist Professor für Geschichte an der Universität Fribourg. Für sein Lebenswerk wurde er 2020 mit dem Preis der Kythera-Kulturstiftung ausgezeichnet.

Rezension

: „Wie überlebt man als kritischer Denker in Zeiten von Krieg, Inquisition und strenger Zensur? Dieser Frage geht Volker Reinhardt in seiner Montaigne-Biografie nach.“ „Präzise und überaus lesenswerte historische Kontextualisierung“ „Fast nebenbei gelingt Reinhardt ein beeindruckendes Panoramabild des von Glaubenskriegen und Machtkämpfen zerrissenen Frankreichs des 16. Jahrhunderts, vor dessen Hintergrund Montaignes Leben und Denken erst plastisch und greifbar wird.“ „Reinhardt lässt sich nicht um den Finger wickeln. Mit beeindruckendem Spürsinn entwirrt er das Knäuel aus List, gezielten Abschweifungen und Täuschungsmanövern in Montaignes Schriften“ „Von den taktischen Finessen des Michel de Montaignes, von seinen Verschleierungen und den seine Kritiker in die Irre führenden Täuschungen handelt diese sorgfältig recherchierte Biografie.“ „Das ist anregend, erhellend, auch zum Widerspruch einladend.“ „Volker Reinhardts Biografie … zeigt den Menschen Montaigne in seiner Zeit und kann dazu verführen, ihn wieder zu lesen oder seine Essays ganz neu zu entdecken.“ „Beeindruckend … rekonstruiert aus vielerlei Quellen und fundierter Kenntnis die tatsächliche Biografie Montaignes“ „Wie in seiner vor einem Jahr erschienenen Voltaire-Biografie verzichtet Reinhardt auf die Diskussion der Sekundärliteratur, leserfreundlich lässt er sich in seiner Lebenserzählung einzig durch Verweise auf Montaignes Meisterwerk leiten.“ „Volker Reinhardt schildert Montaignes Leben konsequent vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund und rückt das Bild des einsamen adligen Gelehrten Montaigne zurecht.“ „Zeigt Michel de Montaigne als einen faszinierenden Menschen, der uns noch heute allerhand über Sitten lehrt.“ „Damit räumt Volker Reinhardts so gründliche wie lesbare Biografie endlich auf: Der Historiker beleuchtet den ‚fremden‘ Montaigne des 16. Jahrhunderts.“ „Wer sich mit Michel de Montaigne erst anfreunden will oder längst angefreundet hat, ist gut beraten, zu Volker Reinhardts neuer Biographie zu greifen.“ „Reinhardt gelingt es sehr gut, die bis heute anhaltende Faszination der Essais auf eine solide historische Grundlage zu stellen.“ „Würdigt Montaigne einfühlsam als Weisen seiner Zeit.“

Inhalt

Einleitung: Schreiben gegen die Gewalt Erstes Kapitel: HERKUNFT UND JUGEND 1533–1548 Selbstbildnis als Aristokrat Von Eyquem zu Montaigne Experimentelle Erziehung Auf dem Zweites Kapitel: KARRIEREHOFFNUNGEN, KARRIEREBRÜCHE 1549–1570 Landleben und natürliche Theologie Jurist wider Willen Freundschaft mit Etienne de la Boétie Das Geschäft der Ehe Der König und die Kannibalen Der Austritt aus dem Abrechnung mit der Justiz Drittes Kapitel: DER EDELMANN ALS SCHRIFTSTELLER 1571–1580 Schlossherr im Bürgerkrieg Vier Widmungen, ein Ziel Der Ritter mit der goldenen Kette Vermittlungsarbeit zu Pferd und am Schreibtisch Die Essais von 1580 I : Anleitung zum Zweifel Die Essais von 1580 II : Anleitung zum Leben Die Essais von 1580 III : Das Ich und die anderen Die Essais von 1580 IV : Strategien des Überzeugens Viertes Kapitel: DIE REISE NACH ROM 1580–1581 Das «Reisetagebuch» und seine Rätsel Die Reise des Standesherrn Der Todessprung Römische Exkursionen I: Der Mörder, der Papst und der Exorzist Römische Exkursionen II: Jüdische und christliche Riten Die Zensur Der Körper und seine Rechte Fünftes Kapitel: BÜRGERMEISTER VON BORDEAUXUND EHRLICHER MAKLER 1581–1588 Die Mühen der Politik Die Wiederwahl Eine untertänige Mahnung, viel Routine und ein königlicher Besuch Schreiben im Zeichen der Bedrohung Im Elend Auf gefahrvoller Mission Die Essais von 1588 I: Entstehung und Umrisse Die Essais von 1588 II: Wider den Wahn Die Essais von 1588 III: Die Methode der Selbsterkenntnis Die Essais von 1588 IV: Selbstbildnis als Biedermann Sechstes Kapitel: RUHE UND RESIGNATION – DIE LETZTEN JAHRE 1588–1592 Eine Tochter im Geiste und drei illustre Todesfälle Briefe an Heinrich IV. Stille Tage auf Schloss Montaigne Anhang Zeittafel Anmerkungen Literatur Bildnachweis Personenregister